Für das Jugenprojekt „JIL“ (Bunker) in Prohlis gibt es nach den letzten Streichungen der Stadt ab Januar 2012 keinen Cent mehr.
Damit stehen eine Reihe ehrenamtlicher Projekte, welche sich dort mit „angesiedelt“ hatten vor dem aus bzw. versuchen andere Räume zu finden. Dies sind z.B:
- Umsonstladen Prohlis
- Unkosten-Preis-Cafe & Begegnungsstätte
- Selbsthilfegruppe „Herz“
- Tauschring Prohlis.
Der Tauschring Prohlis zieht deswegen um zum VSP auf die Spreewalder Str. 1.
Trotzdem ist es ein großer Verlust, da gerade die Ergänzung mit Umsonstladen und Cafe sinnvoll & konstruktiv war.
Die Streichungen der Stadt in der Jugenhilfe sind in den letzten Jahren „berühmt-berüchtigt“ und machen immer mehr wichtige Arbeit zunichte. Anbei ein offener Brief dazu:
Vom Sterben der Zukunft
Offener Brief an die Bürgerinnen und Bürger von Dresden
Mitbürgerinnen und Mitbürger von Dresden,
die jungen Menschen über 7 und unter 18 Jahren scheinen derzeit keine relevante Gruppe für die Regierungen des Freistaats Sachsen und der Landeshauptstadt Dresden zu sein.
Für die Sächsische Regierung ist es wichtiger, die auf über 20 Jahre angelegte Bürgschaft für die Sächsische Landesbank innerhalb von 3 Jahren abzuzahlen, als die Kultur- und Bildungslandschaft für die Allgemeinheit und speziell für die Jugend zu erhalten. Dementsprechend kürzte sie bereits letztes Jahr die landesweiten Mittel für die Jugendhilfe auf drastische Art und Weise. Ähnliches passiert in Dresden: Die Maßgabe „schuldenfrei zu sein“ gekoppelt mit den massiven Investitionen in den Straßenbau führt zu einer Vernachlässigung der Infrastruktur im Bildungsbereich für die Jugend. Auch wenn mehr und mehr Kitas gebaut werden und zu Recht viel Geld in diesen Bildungsbereich fließt, die Jugend steht vor geschlossenen Türen von Jugendhäusern, Freizeitzentren und ähnlichen außerschulischen Selbstbildungsräumen. In Dresden klagt der Jugendhilfeausschuss seit langer Zeit über den steigenden Rückgang von Fördergeldern für die Jugendhilfe. Er kann nicht mehr fachlich entscheiden, denn fast alle Angebote der Stadt liegen mittlerweile unter dem vom Land vorgegebenen finanziellen und fachlichen Standards und Richtlinien. Der Jugendhilfeausschuss wurde damit degradiert vom höchsten Fachgremium zu einer einfachen Finanzverwaltungsebene, die der Stadtrat schon viele Male als ungeliebtes Stiefkind behandelt hat. Weiterhin wurden die Facharbeitsgruppen der einzelnen Arbeitsfelder in keine einzige finanzielle und fachliche Entscheidung seitens der Regierung und Verwaltung einbezogen. Und dieser Trend wird ohne ein politisches Umdenken weiter anhalten. Schon jetzt ist ein Großteil der Jugendhilfeeinrichtungen nicht mehr wirkungsvoll arbeitsfähig, sondern verwaltet Bestehendes. Besonders kleine Einrichtungen und die Straßensozialarbeit stehen vor dem Aus. Arbeits- und damit Öffnungszeit verkürzt sich stadtweit und die Stimmen der jungen Menschen, die sich bei der Regierung dagegen wehren wollen, werden bisher schlichtweg überhört. Wer etwas für sich in seiner Freizeit machen möchte, hat dafür selbst zu zahlen, die öffentlichen Haushalte sollen nicht angerührt werden. Dieter Vesper hat im Auftrag des DGB-Sachsen ein Gutachten zu dieser Sparpolitik erstellt und kommt zu dem Schluss, dass dies zu massiven privaten Schulden führt, welche mittelfristig verstärkt wieder auf den Staatshaushalt zurückkommen werden. Die sächsische SPD bringt demnächst ein Gutachten heraus, was genau aufschlüsseln wird, wie sich diese Sparpolitik negativ auf die Jugendhilfe auswirkt. Angesichts dieser Entwicklungen in Dresden und in Sachsen ist die Aussage der Regierungen „Wir tun etwas für die Zukunft der Bevölkerung“ schlichtweg eine realitätsferne und irreführende Konstruktion von Wirklichkeit. Unsere Jugend, die eigentliche Zukunft dieser Stadt und dieses Landes, wird mit den Kürzungen in der Jugendhilfe und der damit verbundenen Privatisierung rechtsverbindlicher staatlicher Ausgaben in einem Maße belastet, dass sie keine positive Zukunft mehr haben kann. Es bleiben unbeantwortete Fragen im Raum stehen: Von welcher Zukunft sprechen die Regierungen eigentlich? Warum hat die Jugend kein Gewicht bei politischen Entscheidungen? Wann genau wird die Jugendhilfe ausgestorben sein? Wissen die Regierungen eigentlich was sie tun? Und die wohl wichtigste Frage: Wollen die Bürgerinnen und Bürger diese Entwicklung wirklich? Daher wenden wir uns an alle Menschen in Dresden, die diese Entwicklung nicht wollen, und fordern sie auf, sich mit den Stadtratsmitgliedern ihres Vertrauens in Verbindung zu setzen und sie zu fragen: Wie kann Dresden wieder etwas für seine jungen Menschen tun?
Gezeichnet:
AG Streetwork; AG Außerschulische Jugendbildung; Förderkreis Mädchen und junge Frauen in Dresden; FachAG Offene Arbeit mit Kindern und Jugendlichen in Einrichtungen; Arbeitskreis Kritische Soziale Arbeit Dresden